Ein unvollständiger Mann
Roman | Liebe | Asexualität | Lustig | Emotional | Freunde
ALS HARDCOVER, TASCHENBUCH & E-BOOK
ERHÄLTLICH ÜBER LINKS OBEN & IM HANDEL
"Eine erhellende, amüsante und mitreißende Reise"
"Wirklich unique, im positivsten Sinne"
"Fesselnder und absolut lesenswerter Roman"
(Reviews Amazon)
Kolja weiß schon lange, dass er anders ist. Ein Außenseiter. Er will keinen Sex. Ist deswegen ausgelacht worden, gezwungen. Er wurde gewalttätig.
Die Ausbrüche sind lange her, aber bis heute gute Gründe für ein streng inszeniertes Leben. Immer in dezentem Schwarz, Architekt. Erfolgreich, trotzdem leise und bescheiden. Am besten reden kann er mit seinem Hund.
Dann grätschen die beiden besten Jugendfreunde in die Monotonie. Längst aussortiert. Sie haben mit den damaligen Katastrophen zu tun. Gleichzeitig hat er mit Veit und Michelle die Highlights seiner Jugend erlebt. Mit großer Zuneigung rütteln sie nun an Koljas kategorischer Verschlossenheit.
Eine tragisch-komische Geschichte über einen Menschen, der beschlossen hatte, nicht aufzufallen, und über das unvermutete Glück, das darin liegt, sich nicht zu verstecken.
INTERVIEW MIT BUCH CONTACT ZUM ROMAN
BC: Herr Gerhardt, Ihr erster Roman „Ein unvollständiger Mann“ dreht sich um Asexualität, ein bisher wenig diskutiertes Thema. Was hat Sie dazu inspiriert?
Gerhardt: Ein Artikel in der ZEIT Manche malen nicht gerne, ich habe nicht gerne Sex hat mich darauf gebracht, das Thema Asexualität zu recherchieren. Ich hatte mir vorher noch nie Gedanken darüber gemacht, war dann aber beeindruckt, mit welcher Wucht diese Orientierung in den Alltag der Betroffenen grätscht.
BC: Welche Erkenntnisse hat Ihnen die Recherche für das Buch gebracht?
Gerhardt: Sehr viele. Ich habe ja bei Null angefangen.
Als Geschichtenerzähler hat mich sehr interessiert, wie einige Asexuelle ihr Leben um ihre sexuelle Orientierung herumbauen. Manche finden es schwierig, mit sexuell aufgeladenen Situationen im Alltag umzugehen. Andere müssen definieren, wie ihr fehlendes Verlangen nach körperlicher Intimität mit dem Wunsch nach Beziehung zusammenpasst. Wieder andere haben große Schwierigkeiten, sich in unserer übererotisierten Welt, in der Sex als Grundbedürfnis wie Essen und Trinken gilt, zu outen. Für die gehört eine gewisse Portion Täuschung zum Alltag.
Unabhängig vom Vorhaben, darüber schreiben zu wollen, haben mich die vielfältigen Ausprägungen dieser Orientierung beeindruckt. Kein Verlangen nach Sex kann ja unterschiedliche Dinge bedeuten. Will man trotzdem kuscheln? Ist man aromantisch und lehnt auch Berührung ab? Ist man zu gelegentlichem Sex innerhalb einer Beziehung bereit? Leute, die sich als asexuell bezeichnen, gehen sehr unterschiedlich damit um.
BC: Ihre Kurzgeschichten um ‚Ulf, den Boomer‘ geben ebenfalls einem männlichen Außenseiter im urbanen und modernen Kontext eine Stimme. Was reizt Sie an der Figur des Außenseiters?
Gerhardt: Ich glaube, dass wir alle das Gefühl kennen, in bestimmte Situationen nicht hundertprozentig hineinzupassen. Gelegentlich sind wir alle Außenseiter. Das sind emotional herausfordernde Momente und deswegen holen einen solche Geschichten auf einer sehr persönlichen Ebene ab.
Darüber hinaus möchte ich das anders sein, was ja nichts anderes als die Voraussetzung für Vielfalt ist, ein wenig zelebrieren, weil ich von der sozialen und ökonomischen Stärke heterogener Gemeinschaften überzeugt bin.
BC: „Ein unvollständiger Mann“ spielt in Köln, die Protagonisten sind fast durchweg Großstadtmenschen. Wäre die Geschichte auch im ländlichen Raum denkbar?
Gerhardt: Persönliche Entwicklung, in Koljas Fall Selbstermächtigung, passiert natürlich überall.
Aber als erklärter Großstadtmensch spüre ich dort einen gewissen Extremismus in der Selbstinszenierung, den ich in ländlichen Regionen, z.B. dort, wo ich aufgewachsen und immer noch gern und regelmäßig zu Besuch bin, weniger wahrnehme.
Somit erlaubt mir das urbane Setting eine pointiertere Erzählung der Geschichte.
BC: Ihr Roman kommt emotional und humorvoll daher, ist aber inhaltlich kein Leichtgewicht. Welchen Anspruch haben Sie persönlich als Leser – eher Amüsement oder lieber anspruchsvolle „Kost“?
Gerhardt: Schon mein ganzes berufliches Leben in verantwortlichen Positionen bei Fernsehsendern habe ich daran gearbeitet, E und U miteinander zu versöhnen. So sehe ich das beim Lesen auch. Ich möchte in inhaltlich interessante, herausfordernde Welten mit emotional anspruchsvollen Figuren versinken und dabei gut unterhalten, amüsiert und berührt werden.
Das sollte kein Widerspruch sein, für mich gehört es sogar zusammen.
BC: Was war für Sie die größte Herausforderung beim Schreiben des Romans? Wie haben Sie sich physisch und mental entspannt?
Gerhardt: Wer gern und begeistert schreibt, braucht keine Extraportion Entspannung. Ich strenge mich gerne an, aber ich treibe auch seit meiner Kindheit viel und regelmäßig Sport. Ich stelle mir gerne vor, dass sich, wenn ich mich bewege und ordentlich Luft hole, meine Synapsen lockern und sich anbahnende, innere Eruptionen abmildern.
BC: Was würden Sie beim nächsten Buch, in Bezug auf den Entstehungsprozess, anders machen?
Gerhardt: In einer idealen Welt hätte ich in der Entwicklungsphase weniger Ideen und Ansätze, die ich über kurz oder lang wieder verwerfe, und würde während des Schreibens weniger Szenen basteln, die hinterher im Papierkorb landen…
Aber das wird natürlich nicht passieren und das ist vermutlich auch gut so. Könnte ich so arbeiten, hieße ich vielleicht ChatGPT.
BC: Welche Autorinnen, welche Autoren gehören zu Ihren persönlichen „Big Five“?
Gerhardt: Ich denke eher in einzelnen Büchern als in Gesamtwerken. Aber ich bin irrational vernarrt in Shakespeare, lese gern Benedict Wells, liebe die Situationskomik von Loriot, bin beeindruckt von der Logik Carolin Emckes und mag die Sprache Stefan Zweigs.